Die wahre Geschichte vom Hasen und der Vase

Hasengedicht von Jens Hoppe. Hase und Vase treffen sich auf einer Wiese

Ostern und Hasen gehören einfach zusammen. Auch Eier und Hasen passen irgendwie. Aber Hasen und Vasen? Das funktioniert gar nicht! Es sei denn, es ist eine Zufallsbegegnung wie in diesem kurzen Gedicht. Eine Begegnung, anfangs betörend offen, dann verstörend naiv, schließlich tragisch und am Ende einfach nur erquickend romantisch. Und zum Schluss ist jedem klar, das geht und zwar genau so.

Hasengedicht

Hase und Vase treffen sich auf der Wiese

Traf einmal ein kleiner Hase
auf der Wiese eine Vase.
Und sprach sodann zu dieser Vase:
Sag mal, bist du auch ein Hase?

Aber nein, du kleiner Hase,
antwortete darauf die Vase,
zeit meines Lebens war ich Vase
und immer Vase, niemals Hase.

Und ich selbst war niemals Vase,
rief entsetzt enttäuscht der Hase,
war mein Leben lang nur Hase,
ach wie schade, zu der Vase.

Leicht erhitzt blickte der Hase,
leicht errötet war die Vase.
Welch ein Hase, denkt die Vase.
Tolle Vase, seufzt der Hase.

aus: Jens Hoppe: Von Hasen, Vasen und anderen Ungerechtigkeiten. 37 Gedichte und zwei Texte über den alltäglichen und den sonstigen Wahnsinn, epubli Verlag

37 Gedichte und zwei kurze Beiträge über dieses und jenes, über alles und nichts. Mal schwarz, mal weiß. Mal kurz, mal lang. Mal tiefgründig nachdenklich, mal nachdenklich tiefgründig. Mal ausgezeichnet (mit dem Jokers Sonderpreis Humor 2006, "Hasengedicht"), mal scharf gezeichnet mit schnellen Strichen. Mal lustig, mal frech. Mal humorig, mal geistreich. Mal bedenkens-, mal beklagenswert. Oder auch nicht.